Lieber Harry,
ich möchte mich auch auf diesem Weg recht herzlich bei dir bedanken. Und zwar dafür, dass du mir speziell seit dem allzu frühen Ableben unserer Mutter im Jahr 1975, stets ein „großer“ Bruder warst, wie man ihn sich nur wünschen konnte. Du warst neben unserem Vater die Anlaufstelle für mich, wenn es galt Probleme jeglicher Art zu bewältigen. So musste ich mir zwar natürlich auch manch‘ berechtigte Schelte abholen, aber unterm Strich hast du mir immer geholfen. Einzig dein Versuch, mich in die Kunst des Fischens einzuführen, ist schon frühzeitig an meiner Vorliebe für sportliche Betätigungen, aber auch an meiner Ungeduld für deine, zeitlebens größte Freizeitleidenschaft, gescheitert. Du bist auch während den Jahrzehnten meiner politischen Tätigkeit niemals von meiner Seite gewichen, obwohl sich unsere Meinungen klarerweise nicht immer deckten.
Bezeichnend für dich war auch, dass du dich über jegliche Nachkommen in unserer Verwandtschaft immer sehr gefreut hast. So wird mir stets in Erinnerung bleiben, als ich unmittelbar nach der Geburt meines Sohnes Michael im Jahr 1991 zur Jahreshauptversammlung des Turnvereins kam, und- um deren Verlauf nicht zu stören-, dir die freudige Botschaft ganz leise übermittelte. Dich hat dies allerdings nicht davon abgehalten, um lauthals in die Runde zu schreien: „Li, an Buam homma“! Von diesem „Buam“ wurdest du in weiterer Folge nicht nur Tauf-, sondern auch Firmpate.
Mindestens genauso erfreut warst du aber natürlich auch, wenn sich in den Kothmaier-Familien Nachwuchs einstellte, da du zu diesen, speziell zu deinem Schwager Richard -eine bis zuletzt und über Jahrzehnte weilende- überaus innige Beziehung hattest.
Mit Lilli führtest du eine glückliche Ehe. Wie innig das Verhältnis war, konnte man in der düstersten Phase deines Lebens erkennen, als sie dich einen Monat lang tagtäglich im Krankenhaus besuchte, um dir Trost zu spenden und dein Leid zu lindern. Ich bin auch sehr froh, dass ich mit Michael einen Teil dazu beitragen konnte, indem auch wir mehrfach versucht haben, dir am Krankenbett zumindest zu vermitteln, dass du nicht allein bist. Dein letztes Winken und ein -leider nicht mehr zu verstehender- Zuruf zum Abschied am Vorabend deines Ablebens, das -in diesem ausweglosen Stadium der Krankheit einer Erlösung gleichkam, wird uns in Erinnerung bleiben.
Leider war es dir nicht mehr beschieden, sowohl den neuerlichen Nachwuchs von Michael & Romana (Töchterchen Paulina erblickte am 7. Juni das Licht der Welt), wie auch den, von Bernie & Michi in Kürze zu erwartenden, miterleben zu dürfen. Aber so ist nun einmal das Leben, das aus einem ständigen Kommen und Gehen besteht!
Du wirst aber nicht nur vielen Menschen aus deinem engsten Verwandten- und Freundeskreis fehlen, sondern auch einer ganzen Schar von Vierbeinern, warst du doch im ganzen Ort für deine Liebe zu Katzen, aber noch mehr für die zu Hunden bekannt. So manche Hundehalter mussten gut aufpassen, wenn ihre Tiere plötzlich kräftigst an der Leine zogen, weil sie unseren Harry, der stets mit Leckerlis ausgestattet war, schon von weitem erspähten.
Lieber Harry, wir werden dich zwar vermissen, aber sicher nicht vergessen! Pfiat di‘!